Nicht nur den Obstbäumen unserer Anlage sah man im Frühjahr 2017 die Unbill der Frostnächte und der langen Trockenheit an. Die dadurch bereits geschwächten Bäume waren obendrein vom Ungeziefer befallen, teilweise bis zum Kahlfraß. Viele Obstbaumbesitzer in unserer Region hatten das gleiche Problem.
Die Unholde heißen Frostspanner, Birnenknospen- bzw. Apfelblütenstecher u. a. Um die Bäume für das nächste Jahr zu wappnen, sollten Obstbaumbesitzer gegen den Frostspannerbefall im Herbst (Ende September) Leimringe anbringen. Die Weibchen können nicht fliegen und kriechen die Stämme empor, um ihre Eier in der Nähe der Knospen abzulegen. Vertiefungen der Borke sollten z.B. mit Lehm, Baumwachs o. ä. abgedichtet werden, um ein Unterwandern der Leimringe zu verhindern. Wird Ihr Baum durch einen Pfahl gestützt, muss auch dieser mit einem Leimring versehen werden, da die weiblichen Frostspanner sonst quasi "durch die Hintertür" zur Eiablage an den Bereich der Blattknospen gelangen. Da Eier auch unterhalb der Leimringe abgelegt werden, sollten Sie die Ringe tief an Stamm ansetzen. Weil die festsitzenden Weibchen die Eier dann auf dem Leimring ablegen, müssen die Ringe im Dezember entfernt werden, denn über den Winter verliert der Kleber seine Wirkung und die ausgeschlüpften Raupen können doch noch zur Krone gelangen. Um ganz sicher zu gehen, können Anfang Februar noch einmal Leimringe angebracht werden.
Auch Blattläuse, Ameisen und andere Schadinsekten werden von dem für die Rinde unschädlichen Leim gefangen.
Biologische Bekämpfung für den Frostspanner ist mit Bacillus-thuringensis-haltigen Präparaten möglich, die auch gegen die Apfelbaumgespinstmotte eingesetzt werden können.
Behandlungszeitraum: April bis Mai.
Die Apfelblüten- bzw. Birnenknospenstecher sind Rüsselkäfer, die in Rindenspalten überwintern. Wenn die Obstbäume zur Blüte erwachen, bohren die Käfer die Blüten an und legen ihre Eier hinein. Dort schlüpfen die Larven und fressen die Blüte von innen her ab, so dass sie sich gar nicht erst öffnet. Bei starker Blüte stellen die Käfer kein Problem dar, anders aber schaut es aus, wenn die Blüten eher spärlich sind wie in diesem Jahr. Stellen wir Obstbaumbesitzer im nächsten Jahr wieder ein spärliches Blühen unserer Bäume fest, können wir ein Schädlingsbekämpfungsmittel spritzen. Die Spritzung muss bei bedecktem Himmel oder schwacher Sonneneinstrahlung vor der Eiablage erfolgen, spätestens im sog. Mausohrstadium (wenn die Knospen aufbrechen und die ersten feinen Blättchen herausspitzen) der Bäume. Da die Käfer gegen Mittag bei Temperaturen um ca. 12°C besonders aktiv sind, sollte dann gespritzt werden.
Der wichtigste Obstbaumschädling ist der Apfelwickler, die "Obstmade". Sie tritt im Jahresverlauf in zwei Generationen auf, Anfang Mai und ab etwa Anfang August. Die direkte Bekämpfung der
Räupchen, die nur 3 - 4 Tage auf der Frucht zu sehen sind und sich dann hineinbohren, ist sehr schwierig. Ab Mai bis Ende August können Pheromonfallen aufgehängt werden, die die männlichen
Falter anlocken und fangen. Durch diese Maßnahme wird die Population im nächsten Jahr verringert. Ab Ende Juni können etwa 10 cm breite Wellpappgürtel um den Stamm gebunden werden, die als
Versteck für Larven und Puppen dienen sollen. Wöchentlich muss der Pappgürtel auf Larven untersucht werden. Diese werden vernichtet. Der Wellpappgürtel bleibt bis Anfang Oktober am
Baumstamm.
Festlegungen von wirkungsvollen Spritzterminen sind kaum möglich, da die Bekämpfung sehr temperaturabhängig ist.
Die Genzentren und Ursprungsgebiete der heutigen Kultursorten liegen von Vorderasien bis zur Westschweiz und Frankreich. Wildformen der Birne sind in diesen Gebieten heute noch beheimatet. Schon vor knapp 3000 Jahren wurden im Heldenepos Odyssee die herrlichen Birnen im Garten Alkinoos , des Königs des sagenhaften Volkes der Phäaken, beschrieben.
Die Birne benötigt zum Reifen und zur vollen Geschmacks- und Aromaausbildung wesentlich mehr Wärme als ein Apfel. Die geschmackliche Vielfalt der Birnen ist so groß, dass jedem Obstfreund die passende Frucht von Ende Juli bis März geboten werden kann.
Lagen mit hoher Luftfeuchtigkeit und eingeschlossene Standorte fallen wegen der erhöhten Schorfgefahr im Birnenanbau aus. Auch Höhenlagen über 400 m über NN sind für den Birnenanbau nicht mehr geeignet. Ausnahmen sind geschützte Spaliere an den Südwänden. Einige robuste Sorten wie z. B. Gute Graue, Doppelte Philippsbirne, Leipziger Rettichbirne, Petersbirne, Marianne, Elsa, Baronsbirne, u. a gedeihen auch noch in Gebirgs- und Raulagen.
Winterbirnen benötigen dagegen wärmste Standorte im gemäßigten Klima um höchste schmackgüte zu erreichen, wobei die Höhenlage nicht unbedingt entscheidend ist. Im Spalier vor einer SO-, Süd oder SW-Wand kann man reife Winterbirnen ernten. Die einzige Winterbirne, die auch ohne Spalier bei uns ausreift, ist die Wilhelmine von Mecheln. Sie sollte allerdings lange - bis Anfang November- am Baum hängen bleiben. Hardenponts Winterbutterbirne, Edelcrasane, Winterdechantsbirne, Vereinsdechantsbirne und andere, sind besonders wärmeliebend.
Die Birne wurzelt tiefer als ein Apfel und kann deshalb Trockenperioden besser überstehen. Wie auch der Apfel können Birnen Staunässe nicht vertragen und reagieren darauf mit geringem Wachstum, Krankheiten, schlechtem Triebabschluss und höherer Holzfrostanfälligkeit.
Mit dem Kauf eines Birnbäumchens leisten Sie auch einen Beitrag zur Erhaltung der Obstsortenvielfalt, die ohne die Mithilfe vieler Garten- und Streuobstwiesenbesitzer untergehen würde. Es kann ja sogar ein Mehrsortenbäumchen sein! (Vier passende Sorten) Außerdem bereichern Sie ökologisch Natur und Umwelt, indem Sie z. B. im Frühjahr den Bienen und Hummeln Pollen und Nektar anbieten. Mit diesem kleinen Ratgeber möchten wir interessierten Laien Tipps und Ratschläge an die Hand geben, wie Sie mit Ihrem Birnbäumen umgehen uns Sie pflegen sollten, damit Sie auch Freude an ihnen haben.